Psychosoziale Begleitung

Psychosoziale Begleitung umfasst „[…] alle Bereiche, die zum psychischen, emotionalen und sozialen Wohlbefinden des Patienten und seiner Familie beitragen, inklusive Fragen des Selbstwertgefühls und der Selbstwahrnehmung, Krankheitsverarbeitung und -bewältigung, Kommunikation, soziale und finanzielle Belange und Beziehungen zu anderen.“

(modifiziert nach: National Council for Hospice and Specialist Palliative Care Services)

Bettina Pußwald, DSA, MSM
Die psychosoziale Dimension in der Palliative Care

Die psychosoziale Dimension in der Palliative Care

Psychosoziale Begleitung umfasst „[…] alle Bereiche, die zum psychischen, emotionalen und sozialen Wohlbefinden des Patienten und seiner Familie beitragen, inklusive Fragen des Selbstwertgefühls und der Selbstwahrnehmung, Krankheitsverarbeitung und -bewältigung, Kommunikation, soziale und finanzielle Belange und Beziehungen zu anderen.“

(modifiziert nach: National Council for Hospice and Specialist Palliative Care Services)

Palliative Care im Sinne einer umfassenden, ganzheitlichen Begleitung für die letzte Lebensphase beginnt schon bei der Mitteilung der Diagnose einer lebensbedrohlichen, fortschreitenden Erkrankung. Eine solche Mitteilung löst Ängste, Unsicherheiten und Sorgen aus, denen entsprechend begegnet werden muss. Eine schwere Erkrankung reißt den Menschen und die ihm nahestehenden Personen aus ihrem vertrauten Leben.

Neben der medizinischen, pflegerischen und spirituellen Dimension ist die psychosoziale Dimension ein wesentlicher Bestandteil der palliativen Begleitung.

Intensität und Umfang der Begleitung erfordern verschiedene professionelle Zugänge durch die beteiligten Berufsgruppen und Ehrenamtlichen. Je spezifischer die Inhalte und Themen der psychosozialen Begleitung, umso höher sollte der Spezialisierungsgrad der professionellen Helfer*innen sein. Dies veranschaulicht das folgende Stufenmodell:

Stufenmodell
Psychosoziale Begleitung – eine Herausforderung für alle

Psychosoziale Begleitung – eine Herausforderung für alle

Die psychosoziale Begleitung nimmt Unterschiede in den individuellen Lebensentwürfen von Menschen wahr, erkennt sie an und geht feinfühlig damit um. Der Mensch in seiner Ganzheit steht im Zentrum. In der Begleitung geht es darum, ihm behutsam und in Achtung seines schweren Leidens, Mut und Zuversicht zuzusprechen. Das Augenmerk liegt dabei auf noch vorhandenen Ressourcen.

Menschen, die einen schweren Krankheitsprozess durchleben, sind mit unterschiedlichsten Emotionen, Herausforderungen, mitunter Konflikten und Zukunftsängsten konfrontiert. Professionelle Begleiter*innen wissen um diese Prozesse Bescheid, bieten Entlastung und Unterstützung an bzw. vermitteln entsprechende Hilfe. Dies ist die Aufgabe aller Professionist*innen und Ehrenamtlichen, die mit Palliativpatient*innen und den ihnen nahestehenden Menschen zu tun haben.

Psychosoziale Begleitung gelingt durch Zuwendung und Kommunikation. Gespräche mit Patient*innen, deren An- und Zugehörigen, aber auch allen übrigen Akteur*innen unter Berücksichtigung der psychosozialen Aspekte stehen im Zentrum. Kommunikationskompetenz stellt daher eine zentrale Säule in der Palliativbetreuung für alle beteiligten Berufsgruppen und Ehrenamtlichen dar.

Psychosoziale Begleitung als Kompetenz von Spezialist*innen

Psychosoziale Begleitung als Kompetenz von Spezialist*innen

Psychosoziale Begleitung und Beratung ist eine der Kernkompetenzen von Sozialarbeiter*innen, Psychologen*innen und anderen psychosozialen Berufsgruppen.

Die professionelle Herangehensweise spezialisierter Berufsgruppen wie der Sozialarbeit ist erforderlich, wenn es sich um komplexe Frage- und Problemstellungen des menschlichen Lebens und Zusammenlebens handelt. Zum einen nehmen diese Berufsgruppen die Patient*innen mit ihren individuellen Nöten in den Blick, zum anderen berücksichtigen sie das soziale Umfeld und die dynamischen Wechselwirkungen. In einem Aushandlungsprozess definieren Patient*innen sowie auch An- und Zugehörige das bestehende Problem. Unter Berücksichtigung der Lebensrealitäten der Betroffenen werden gemeinsam weitere Schritte geplant.

Psychosoziale Interventionen greifen oft tief in die persönliche Welt der Patient*innen ein. Regelmäßige kritische Reflexion der eigenen Handlungen ist für Professionist*innen daher für eine qualitätsvolle Arbeit unerlässlich.

Die Inhalte des Begleitungsprozesses sind vielfältig. Sie reichen von Beratung, Ressourcenerschließung, konkreter Hilfestellung – vor allem in sozialrechtlichen Angelegenheiten – bis zu Netzwerkarbeit, Konfliktlösung und Krisenintervention. Ziel ist es, Nöte zu lindern, die Nutzung eigener bereits vorhandener Hilfestrukturen anzuregen sowie Selbstbestimmung und Inklusion zu fördern, um die Lebensqualität zu verbessern.

Literatur

  • Wasner, Maria/Pankofer, Sabine (Hrsg) (2021): Soziale Arbeit in Palliative Care. Ein Handbuch für Studium und Praxis. Kohlhammer Verlag, Stuttgart.
  • Feichtner, Angelika / Pusswald, Bettina (2020): Angehörige in der Palliative Care. Facultas Verlag, Wien.
  • Gödecker-Greenen, Norbert / Nau, Hans / Weis, Ilse (Hg.) (2003): Der Patient im Krankenhaus und sein Bedarf an psychosozialer Beratung. LIT Verlag, Münster
  • Graupner, Tobias (2008): Die Spiritualität der Sozialarbeit im Hospiz. Hospizverlag, Leipzig
  • Österreichische Gesellschaft für Soziale Arbeit (Hrsg.) (2017): Zur Zukunft der Sozialen Altenarbeit in Österreich. Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft „Altern und Soziale Arbeit“, Wien.
  • Student, Johann-Christoph (1999): Das Hospiz-Buch. Lambertus Verlag, Freiburg im Breisgau
  • Student, Johann-Christoph / Mühlum, Albert / Student, Ute (2020): Soziale Arbeit in Hospiz und Palliative Care. Reinhardt Verlag, München.
  • WHO-Definition von Palliative Care aus 2002. Online unter: www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/WHO_Definition_2002_Palliative_Care_englisch-deutsch.pdf (23.04.2021)