Das war der OPG-Kongress

Der 3. Österreichische interdisziplinäre Palliativkongress fand vom 08. – 10. Dezember 2011 in Klagenfurt statt. Es wurden Vortragssitzungen in Zusammenarbeit mit Hospiz Österreich, der Österreichischen Gesellschaft für Geriatrie & Gerontologie, der Österreichischen Schmerzgesellschaft, der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie & Onkologie und der Österreichischen Gesellschaft für Anaesthesiologie, Reanimation und Intensivmedizin durchgeführt. Hier einige Impressionen vom Kongress, die uns freundlicherweise von Dr. Johann Baumgartner zur Verfügung gestellt wurden).

„Vom richtigen Zeitpunkt – Palliative Care“, diesem Leitgedanken folgend wurden Vorträge zu ausgewählten Themenbereichen, wie

  • Schmerztherapie,
  • Notfall/Intensiv,
  • Ressourcen für Palliative Care,
  • Extramurale Palliative Care,
  • Forschung und Ethik,
  • Palliative Care und Onkologie und Geriatrie

gehalten, die den neuesten Stand entsprechend den wissenschaftlichen Erkenntnissen vermittelt haben. Es konnte damit der aktuelle Stand der gemeinsamen Arbeit der mit Palliative Care befassten Institutionen aufgezeigt werden. Wir konnten auf unserem Kongress Ärzte/Innen, Pflege, Sozialarbeiter/Innen, Psychologen/Innen (Teilnehmerzahl 248) begrüßen. Neben den ausgesendeten wissenschaftlichen Vorträgen wurden Praktika zu folgenden Themen veranstaltet:

  • Ethische Entscheidungen in der palliativen Geriatrie an den Beispielen Ernährungsprobleme bei Demenz, Schmerzevaluierung, freitheitsbeschränkende Maßnahmen
  • Das kleine ABC der Symptomenkontrolle
  • Ist Kindern und Jugendlichen die Begegnung mit dem Tod zumutbar? Wie wir Kinder von schwerkranken und sterbenden Menschen unterstützen können
  • Traditionelle Heilung im Kulturvergleich
  • Gut – Besser – Team: Das Palliativteam, der entscheidende Qualitätsfaktor
  • Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen – Organisationsentwicklung und Fortbildung in palliativer Geriatrie
  • „Breaking bad news“ – Training kommunikativer Fertigkeiten im Rollenspiel mit Schauspielpatienten
  • „SPIR“ – Die Praxis des spirituellen Interviews

Die Praktika waren sehr gut gebucht bzw. ausgebucht. Die Teilnehmer konnten ihren Erfahrungshorizont erweitern und so das optimale Rüstzeug für ihre tägliche Arbeit erwerben.

Themen, die präsentiert wurden, umfassten Strukturdaten von österreichischen Einrichtungen über interdisziplinäre Integration und Schnittstellenproblematik bis hin zu medizinischen Aspekten. Die Beiträge zeichneten sich durch hohe wissenschaftliche Qualität und durch die zahlreich eingereichten Beiträge aus. Die hoch kompetenten Vorträge zeigten, dass in Palliative Care viel in Bewegung ist, aber auch auf diesem Gebiet noch vieles zu erforschen ist.

Es wurde ein Symposium in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Hospiz Österreich organisiert, welches einen Meilenstein in der Kooperation darstellt. Die Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich, Frau Waltraud Klasnic war vertreten und begrüßte diese Zusammenarbeit, die richtungsweisend für die Zukunft ist. Hospiz Österreich ist der Dachverband von Palliativ- und Hospizeinrichtungen. Derzeit sind 252 Einrichtungen im Bereich der Hospiz- und Palliativarbeit tätig. 2010 haben 1.466 hauptamtliche und 3.055 ehrenamtliche Mitarbeiter Schwerkranke, Sterbende und deren Angehörige begleitet und betreut. In diesem Symposium wurde von der Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich klar auf das Miteinander zur Umsetzung von Hospiz und Palliative Care in Österreich Wert gelegt. Auch war es ein Anliegen, dass das IFF (Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung), welches durch Univ. Prof. Mag. Dr. Andreas Heller (Lehrstelle für Palliative Care und OrganisationsEthik) vertreten war und über die Anforderungen an Palliative Care in der Zukunft sprach. Am Schluss wurde die Petition "Palliative Care" vom Präsidenten der Österreichischen Palliativgesellschaft, Herrn Univ. Prof. Dr. Herbert Watzke vorgestellt: Vier Forderungen, die am Kongress von fast 200 Teilnehmern unterschrieben wurden. Die vier Hauptforderungen sind:

(1)   Ich trete dafür ein, dass jeder Mensch bis zuletzt in Würde leben und kompetent betreut sterben kann.

(2)   Das Leben von schwerkranken und sterbenden Menschen darf nicht gegen ihren Willen verlängert werden. Das geltende Verbot von aktiver Sterbehilfe muss erhalten bleiben.

(3)   Ich trete für einen weiteren Ausbau der Fort- und Weiterbildung in Palliative Care ein, der vor allem auch die Etablierung eines Facharztes für Palliative Medizin miteinschließt.

(4)   Ich trete dafür ein, dass die interdisziplinäre Forschung in Palliative Care weiterentwickelt wird, um die Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen weiter zu verbessern.

Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Startseite bei der Petition.

Der Kongress zeichnete sich auch durch ein hohes wissenschaftliches Niveau aus. Neben den Vorträgen wurden 30 Beiträge als Poster eingereicht. Die 3 bestbewerteten Arbeiten wurden in unsere wissenschaftlichen Sitzungen aufgenommen und mit € 300,- honoriert.
Die drei Arbeiten waren:

  • Der richtige Zeitpunkt? Wann werden Palliativkonsiliardienste in die Betreuung von Patienten miteinbezogen?
    M. Pratter; J. Neger. H. Ebner, M. Walkner, V. Stepan, Graz
  • Cannabinoide in der Palliativmedizin
    A.Passini, H. Kainz, N. Rapp, K. Gruber, Ch. Tinchon
  • Thromboprophylaxis in palliative care patients with cancer: A multicenter prospective, cross-sectional analysis of current practice in palliative care units V. Gartner, K. A. Kierner, A. Namjesky, B. Kum-Taucher, A. Henry, C. Stabel, B. Hammerl-Ferrari, H. Watzke, Wien

Es wurden 3 weitere Poster mit einem Preis von € 200,- ausgezeichnet:

  • Richtig geklebt wirkt besser! Hat medizinisches Fachpersonal Optimierungspotential bei der Handhabung von opioidhaltigen Transdermalen Therapeutischen Systemen (TTS)? K. Semmernegg et al.

  • Different analgesic regimens in surgical cancer patients and incidence of chronic post-thoracotomy pain after 1 year M. Vasileiadis et al.

  • Wie viele Tote verträgt das Team? Belastungen des Behandlungsteams durch Todesfälle im palliativmedizinisch-onkologischen Bereich
    H. Seemann et al.

Weiters konnte auch das erste Mal der Hans Georg Kress-Preis vergeben werden an Univ.Prof. Dr. Hellmut Samonigg und der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe an der UPE Graz für die Arbeit: "Biomarkers as indicators for pain perception and treatment response" G. Hofmann, S. Bitsche, I. Osprian, J. Verebes, A. Greimel, W. Schippinger, N. Dandachi, H. Samonigg, E. Heitzer on behalf of the European Palliative Care Research Collaborative (EPCRC).

Der Wissenschaftspreis, gesponsert von der Firma Grünenthal, in Höhe von € 5.000,- ging an Frau Dr. Christina Grebe von der Palliativstation am LKH Vöcklabruck für die Arbeit Bedarfserhebung für Palliative Care bei Patienten mit Multipler Sklerose und Parkinsonsyndromen in der Region Salzkammergut“.

Zusammenfassend konnte der Kongress Zeichen der Vernetzung der Organisationsstrukturen in Österreich zeigen, dass nur der gemeinsame Weg zum Ziel führt. Den Teilnehmern wurde auch ein Blick über die Grenzen verschafft sowohl durch Referenten aus Kroatien wie Frau Dr. Marijana Bras, die das Palliative Care Konzept in Kroatien aufbaut, als auch Referenten aus dem deutschen Sprachraum, welche durch hoch qualitative Vorträge präsent waren. Es besteht eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen der österreichischen und deutschen Palliativgesellschaft, die auch durch die Präsenz von Herrn Prof. Dr. med. Friedemann Nauck (Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin) untermauert wurde.

Die folgenden Poster werden für die Zeitung Palliativmedizin von mir vorgeschlagen:

Thromboprophylaxis in palliative care patients with cancer: A multicenter prospective, cross-sectional analysis of current practice in palliative care units.
V. Gartner, K. A. Kierner, A. Namjesky, B. Kum-Taucher, A. Henry, C. Stabel, B. Hammerl-Ferrari, H. Watzke, Wien

Cannabinoide in der Palliativmedizin
A. Passini, H. Kainz, N. Rapp, K. Gruber, Ch. Tinchon

Der richtige Zeitpunkt? Wann werden Palliativkonsiliardienste in die Betreuung von Patienten miteinbezogen?
M. Pratter; J. Neger. H. Ebner, M. Walkner, V. Stepan, Graz

Richtig geklebt wirkt besser! Hat medizinisches Fachpersonal Optimierungspotential bei der Handhabung von opioidhaltigen Transdermalen Therapeutischen Systemen (TTS)?
K. Semmernegg et al.

Different analgesic regimens in surgical cancer patients and incidence of chronic post-thoracotomy pain after 1 year
M. Vasileiadis et al.

Obstacles for continuity of palliative care: A systematic analysis of interactions between five different groups of professional caregivers
B. Hladschik-Kermer et al.

Bestimmung der Gesamt-Muskelmasse von Patienten mit fortgeschrittenem Bronchuskarzinom
K. Zeiler, V. Gartner, H. Watzke

Entwicklung der Reichweite der mobilen Palliativteams bei verstorbenen TumorpatientInnen in der Steiermark in den Jahren 2007 bis 2010
J. Baumgartner, R. Zweiger, Y. Kneissl

Biomarkers as indicators for pain perception and treatment response
G. Hofmann, S. Bitsche, I. Osprian, J. Verebes, A. Greimel, W. Schippinger, N. Dandachi, H. Samonigg, E. Heitzer

Palliativmedizin und Rettungsdienst – Sind wir für den Notfall vorbereitet? R. Likar, M. Obmann, G. Pinter, H. Janig

Univ.Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc.
Tagungspräsident