Kongressnachlese 2017

Liebe palliativ engagierte Menschen, liebe OPG-Mitglieder!

Viele von Ihnen waren vom 27. bis 29. April in Bregenz beim 6. Österreichischen Interdisziplinären Palliativkongress mit dem Thema „Kontroversen in Palliative Care“. Für alle Interessierten hier ein kleiner Rückblick - unabhängig davon, ob Sie beim Kongress waren oder nicht.

Das direkt am Bodensee liegende Festspielhaus Bregenz zeigte sich von Anfang an von seiner schönsten Seite - mit sehr ansprechendem Ambiente und perfekter Organisation vor Ort! Die direkt neben dem Kongresshaus liegende Seebühne war bereits mit dem Bühnenbild für die heurige Opernproduktion „Carmen“ gestaltet. Zwei überlebensgroße Hände - wenn man so will auch als Zeichen für die Bedeutung der Hände und von Berührung in Palliative Care…

Von Anfang an war klar, dass der Kongress äußerst gut besucht ist - im Nachhinein können wir dankbar und zufrieden auf 1275 TeilnehmerInnen zurückblicken, die diesen Kongress zum bisher bestbesuchten OPG-Kongress machen. Die Stimmung war von Anfang an höchst engagiert, lebendig, freundlich und freundschaftlich - der große Andrang bei der Registrierung mit der notgedrungen damit verbundenen Wartezeit am Morgen des Eröffnungstages war zugleich der Einstieg in einen sehr kommunikativen Kongress, der neben der hohen Qualität der Vorträge und Referierenden von Begegnung, Austausch, Gespräch und Diksussion geprägt war.

Bereits die Vormittagssitzungen des ersten Tages spannten mit „Kontroversen rund um die Ernährung“, „Aktuellen Kontroversen in Palliative Care“ - auch im „Spannungsfeld zwischen Idealismus und Realismus“ - und „Kontroversen anhand von PatientInnengeschichten“ den breiten Bogen der gewählten Themenschwerpunkte.

Um die Bedeutung des in Palliative Care unverzichtbaren Ehrenamtes explizit zu betonen, haben wir den Kongress sehr gerne mit dem vom Dachverband Hospiz Österreich bestens organisierten „Symposium für ehrenamtliche MitarbeiterInnen“ kombiniert, der im Rahmen des Eröffnungstages des OPG-Kongresses abgehalten wurde. 280 ehrenamtliche MitarbeiterInnen waren damit auch Teil des Kongresses - ein sehr wichtiges Zeichen der gegenseitigen Verbundenheit und Zusammenarbeit!

Am Nachmitttag des ersten Kongresstages fand dann die feierliche Eröffnung statt. Für das Kongresspräsidium - das aus Überzeugung und mittlerweile in OPG-Tradition interdisziplinär zusammengesetzt war - begrüßte Dr. Otto Gehmacher, der gemeinsam mit Anna Frick, MSc und Dr. Karl Bitschnau, MAS, diesen großartigen Kongress geplant und organisiert hat. Nach Grußworten des zuständigen Landesrates Christian Bernhard, Dachverbandspräsidentin Waltraud Klasnic und OPG-Präsident Harald Retschitzegger berührte die Kabarettistin Gabriele Fleisch mit ihrem Beitrag „Lachen Sie ruhig, mir ist todernst“, bevor dann der große Literat und Erzähler Michael Köhlmeier den Festvortrag hielt, in dem er uns in Erzählform zum Thema passende Schätze alter griechischer Mythologie näherbrachte.

In der anschließenden ersten Plenarsitzung zeigte Ingrid Marth zuerst Möglichkeiten und Grenzen ambulanter palliativer Betreuung auf. Andreas Heller stellte sich und dem Kongress die provokante Frage „Hospiz und Palliativkultur - ist Alles Eitel Wonne?“. Und zum Abschluss ließ uns Stein Husebö an seinen langjährigen Erfahrungen mit leidenden und liebenden Menschen und dem „Schmerz des Lebens“ teilhaben. - Und dann zeigte das Festspielhaus Bregenz, was es kann: auf Kommando fiel der Bühnenvorhang - und dahinter tat sich ein wunderschönes Ambiente zum Get-together auf! Speis und Trank, Musik und Tanz, Begegnung und Freude rundeten diesen ersten Kongresstag sehr ansprechend ab.

Der zweite Kongresstag wurde von morgendlichen Sitzungen verschiedener OPG-Arbeitsgruppen eingeleitet, bevor in den verschiedenen Sälen Sitzungen zu Themen wie „Assistierter Suizid als Ausweg für unerträgliches Leid?“, „Advance Care Planning“ und „Kontroversen in der Palliativpflege“ abgehalten wurden. Das reichhaltige Programm des gesamten Tages hier detailliert anzuführen, würde den Rahmen sprengen. Jedenfalls waren all die diversen Refresherkurse, die Mittagssymposien verschiedener Pharmafirmen - denen dafür auch unser großer Dank gebührt - und die verschiedenen Themensitzungen äußerst gut besucht, achtsam gehört und jeweils ausgiebig diskutiert.

Am Freitag wurden aus den zweiunddreißig eingereichten Postern die Posterpreise der OPG gekürt. Im Rahmen der anfänglich öffentlichen Generalversammlung wurden die drei „Posterpreise der OPG“ - dotiert mit je fünfhundert Euro - an folgende AutorInnen überreicht (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Helga Koch-Tumler (Götzis): „SPICT®- Ein geeignetes Instrument, um einen Palliativen Versorgungsansatz im Langzeitpflegebereich rechtzeitig zu erkennen?“
  • Stefan Lorenzl et al. (Salzburg): „Barrieren des Zugangs zur Palliativversorgung im Krankenhaus - Systematisches Review“
  • Gebhard Mathis et al. (Rankweil, Dornbirn, Feldkirch): „Effekte Ärztlicher Koordination in Vorarlbergs Pflegeheimen“

Weitere Anerkennungspreise erhielten die AutorInnen für folgende Poster (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Monika Baer et al. (Bregenz, Rankweil): „Perioperative anästhesiologische Betreuung von PalliativpatientInnen“
  • Susanne Domkar (Wien): „Ernährungstherapie in der palliativen Betreuung - die Rolle der DiätologInnen im interdisziplinären Team“
  • Christine Haas-Schranzhofer (Kolsass): „Dein Wille, dein Wohl - Pflege zwischen Fürsorge und Selbstbestimmung“

Am Abend des zweiten Kongresstages fand im Saal Bodensee ein öffentlicher Vortrags- und Diskussionsabend mit dem Titel „Sterbebegleitung statt Sterbehilfe“ statt. Otto Gehmacher, Gerhard Häfele, Hilde Kössler und Herbert Watzke gaben Statements ab, die dann gemeinsam mit mehr als 200 Gästen unter Moderation von Harald Retschitzegger sehr anregend diskutiert wurden. Es war uns wichtig, auch die interessierte Öffentlichkeit mit diesem so wichtigen Kongressthema zu befassen - auch dieses Ziel wurde erfreulicherweise erreicht!

Um das grenzüberschreitende Interesse am Kongress auszudrücken, seien noch folgende Zahlen genannt: immerhin 155 TeilnehmerInnen kamen aus der Schweiz, 120 aus Deutschland, und weitere Gäste aus Italien, Liechtenstein, Luxemburg, Griechenland, Belgien, Irland und Norwegen folgten der Einladung nach Bregenz. Wir freuen uns sehr, dass unsere Impulse zur grenzüberschreitenden Bearbeitung der „Kontroversen in Palliative Care“ von so vielen InteressentInnen aufgenommen worden sind. Wir danken insbesondere der „Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin“, deren Landesverbänden von Bayern und Baden-Württemberg und der Schweizerischen Gesellschaft „ch-palliative“, insbesondere der Ostschweiz, für die begeisterte und gute Zusammenarbeit!

Die so sehr umsichtigen OrganisatorInnen vor Ort hatten offensichtlich sogar die Wetterplanung für die Kongresstage übernommen. Von Anfang an war es regnerisch, sodass der Reiz des Bodensees nicht einmal sichtbar wurde. Danach überzeugte ein Wintereinbruch mit intensivem Schneefall die KongressteilnehmerInnen, dass es im Festspielhaus - bei den Vorträgen des Kongresses - am schönsten ist! Erst am letzten Tag war dann Sonne und strahlend blauer Himmel bestellt, um den TeilnehmerInnen die Schönheit des Bodensees und der grandiosen Lage des Kongresshauses doch noch sehr eindrucksvoll vorzuführen!

Nichtsdestotrotz war auch der dritte Kongresstag äußerst gut besucht. Durch eine sehr spannende Themenwahl am Samstag und weitere sehr hochkarätige und interessante ReferentInnen blieb das Publikum bis zuletzt höchst engagiert beim Kongress aktiv. Bei der Abschlusssitzung - einem Programmpunkt, der bei vielen Kongressen oft von nur noch von einer Handvoll Teilnehmenden besucht wird - gab es in Bregenz immer noch einen bestens gefüllten Saal mit vielen hundert Menschen!

Ich danke allen, die zum hervorragenden Gelingen dieses Kongresses beigetragen haben: allen ehren- und hauptamtlichen TeilnehmerInnen, den unterstützenden Firmen, den organisatorisch durchführenden Firmen Mondial und MAW, dem Festspielhaus Bregenz, dem Dachverband Hospiz Österreich für die gemeinsame Durchführung des EA-Symposiums, dem wunderbaren interdisziplinären Kongresspräsidium und nicht zuletzt der immer und alles bestens koordinierenden Gabi Topolanek in der Geschäftsstelle der OPG!  

Mit herzlichen Grüßen

Harald Retschitzegger
Präsident der OPG
 
„Um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf!“ (afrikanisches Sprichwort)