Gemeinsame Stellungnahme von Dachverband Hospiz Österreich und der Österreichischen Palliativgesellschaft

zum aktuellen Diskussionsprozess zur gesetzlichen Regulierung des assistierten Suizids


Auszug aus dem OPG-Sondernewsletter Mai 2021

Liebe Mitglieder der OPG,

die Österreichische Palliativgesellschaft sehe ich als eine demokratische, pluralistische und überkonfessionelle Gemeinschaft, in der jede/r seine einzigartige individuelle Haltung vertreten darf, sei man nun Gegner*in der Praxis des assistierten Suizids oder Befürworter*in.

Als Leitbild der Palliative Care gilt für mich weiter WHO-Definition aus 2002, die besagt, dass der assistierte Suizid nicht Bestandteil der Praxis von Palliative Care ist, sondern wir den Tod als natürlich ansehen und das Sterben weder hinausschieben noch verfrüht herbeiführen wollen.

Wenn sich ein im Sinne der Palliative Care begleiteter Mensch für den assistierten Suizid entscheidet, sollen wir ihn in dieser Entscheidung nicht alleine lassen. Hier haben wir auch eine individuelle Kompetenz, wenn Sterbewünsche auftreten, hier ist Palliative Care auch Suizidprävention.

Wenn ein entscheidungsfähiger Mensch nach reiflicher Überlegung, nach sorgfältiger multiprofessioneller Therapie von psychischen Erkrankungen zu der Entscheidung kommt, durch eigene Hand sein Leben zu enden, werde ich das zu respektieren haben.

Es ist von größter Bedeutung, dass die Hospiz- und Palliative Care-Einrichtungen ihre Unterstützungsangebote auch bei bestehendem Wunsch nach assistiertem Suizid aufrechterhalten können.

In solchen schwierigen Prozessen der Begleitung ist es wesentlich, sich auch der eigenen Leitwerte und Handlungsziele bewusst zu werden und im Dialog und in der Beziehung mit den Patient*innen eher Handlungsspielräume zu eröffnen, als den eigenen Willen durchsetzen zu wollen.

Wir wissen, die ganze Politik und alle am Dialogforum beteiligten Personen und Gremien wissen, dass die Palliativversorgung noch nicht in einem "Idealzustand" ist, dass noch viel zu tun ist, ehe man das Instrument des assistierten Suizids gesetzlich frei gibt.

Für mich persönlich ist das eine Voraussetzung!

Es darf nicht sein, dass in Österreich jemand nicht mehr leben will, weil er einsam ist, Angst vor Abhängigkeit hat oder Angst vor starken Schmerzen haben muss! Es darf nicht sein, dass Menschen in Österreich direktem oder indirektem Druck ausgesetzt werden, auf dem Wege in einen assistierten Suizid - dafür lohnt es sich, zusammen etwas zu tun!

Ihr und Euer

Dietmar Weixler
Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft
 

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