Fokusthema Palliative Pflege

"Es geht darum, für die PatientInnen im fortgeschrittenen Stadium einer inkurablen Erkrankung durch eine fachlich fundierte, umfassende, individuelle und kreative Pflege eine möglichst hohe Lebensqualität unter größtmöglicher Selbstbestimmung zu gewährleisten."

Angelika Feichtner, MSc.
Einführung

Palliative Pflege

Palliativpflege ist integraler und sehr wesentlicher Bestandteil von Palliative Care. Die WHO beschreibt Palliative Care als Konzept zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, welche mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen und zwar durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen, Einschätzen und Behandeln von Schmerzen sowie anderer belastender Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.

In dieser Definition wird die Erfordernis einer umfassenden palliativ orientierten Pflege bereits deutlich. Die in der WHO-Definition deklarierten Handlungsgrundsätze beinhalten Prävention, Assessment und Intervention. Es geht darum, für die PatientInnen im fortgeschrittenen Stadium einer inkurablen Erkrankung durch eine fachlich fundierte, umfassende, individuelle und kreative Pflege eine möglichst hohe Lebensqualität unter größtmöglicher Selbstbestimmung zu gewährleisten.

 

Kurative vs palliative Pflege

Unterschiede zwischen kurativ ausgerichteter und palliativ orientierter Pflege

  • Während bei kurativ ausgerichteter Pflege immer eine Verbesserung des Zustandes der PatientInnen das Ziel ist, geht es bei palliativer Pflege vorrangig um die Erhaltung des Wohlbefindens und der Lebensqualität der PatientInnen und auch ihrer Angehörigen

  • Medizinische Maßnahmen sind bei kurativer Pflege vorrangig, bei palliativer Pflege orientieren sich alle Maßnahmen an den aktuellen Bedürfnissen der PatientInnen

  • Zu den Charakteristika palliativer Pflege gehört auch die Einbeziehung der An- und Zugehörigen der PatientInnen, sie zu unterstützen und in der für sie oft sehr fordernden Zeit zu begleiten. Im Wissen, dass ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Stabilität des sozialen Umfeldes und dem Wohlbefinden der PatientInnen besteht, ist die Angehörigen-Betreuung ein wesentlicher Aspekt palliativer Pflege

  • Bei kurativer Pflege wird den Bedürfnissen des kranken Menschen im Rahmen der Stationsmöglichkeiten entsprochen, bei Palliativpflege stehen der Patient, die Patientin und ihre Angehörigen im Zentrum des Bemühens
Hintergrund

Palliativpflege versteht sich als Spezialpflege, die auch eine spezielle Ausbildung erfordert. Sie erfordert umfassendes Wissen, viel praktisches Können und eine hohe soziale Kompetenz. Im Wissen um die Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen ist palliative Pflege immer auch eine höchst individuelle Pflege, die sich nur begrenzt an Standards ausrichten kann. 

Pflegende leisten Palliativpflege oft lange bevor die Palliativsituation anerkannt ist. Durch den hautnahen Kontakt zu den PatientInnen entwickeln Pflegende eine feine Wahrnehmung für Veränderungen und im Rahmen eines interprofessionellen Teams ist die Sicht der Pflege ein wesentlicher Beitrag zu einer patientInnen-orientierten Betreuung.

Pflege als Unterstützung in der Bewältigung von krankheitsbedingten Krisen und schwierigen Situationen und als wesentlicher Beitrag zur Erhaltung von Selbstachtung und Würde auch bei größter Hinfälligkeit, bei Inkontinenz, bei entstellenden Wunden und völligem Angewiesensein.

In der Zeit des Sterbens kommen der Pflege besondere Aufgaben zu. Neben einem umfassenden Symptom-Assessment und einer Einschätzung der individuellen Bedürfnisse von PatientInnen und Angehörigen hat Pallliativpflege auch so etwas wie Hebammen-Funktion. Es geht darum, angemessene Rahmenbedingungen für das Sterben zu schaffen, die Angehörigen zu unterstützen und letztlich auch, die Pflege und Versorgung der Verstorbenen auf entsprechende Weise zu gewährleisten.

In der Balance zwischen Fürsorge und Selbstbestimmung liegt uns daran, Bedingungen zu schaffen, die es sterbenden Menschen und ihren Angehörigen ermöglichen, die Zeit des Sterbens als wertvoll zu erleben, Bedingungen, unter denen ein individuelles Abschiednehmen möglich ist.