Das war der Palliativkongress 2024


Bericht zum 8. Österreichischen Interprofessioneller Palliativkongress Grenz-Werte
04. bis 06. April 2024 in Villach, Kärnten

Es ist schwierig, die Atmosphäre des einzigartigen 8. Palliativkongresses in Worte zu fassen. Es war eine bemerkenswerte, vielfältige Veranstaltung, die spürbar werden ließ, warum wir im Hospiz- und Palliative Care-Bereich tätig sind. 

Zu Beginn des Kongresses fand ein Symposium für Ehrenamtliche statt, ein Platz an erster Stelle, der den ehrenamtlich Mitarbeitenden mit großem Dank gebührt. Nach der beeindruckenden Eröffnung durch Pater Johannes Pausch und Tobias Moretti war die Atmosphäre geprägt von Austausch, Offenheit, Wertschätzung und auch einer spirituellen Metaebene, die zum Denken anregte. Die Musik von Karen Asatrian gab die Möglichkeit dazu, die Gedankenanregungen frei fließen zu lassen.

Das Kongresszentrum, das direkt an der Drau liegt, bot einen ruhigen und einladenden Ort für Reflexion und Kontemplation. Die Vorträge und Diskussionen waren von Tiefe geprägt. Expert:innen aus verschiedenen Bereichen der Palliativ- und Hospizversorgung teilten ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Erkenntnisse. Es gab Raum für kontroverse Diskussionen, aber immer mit Wertschätzung für die unterschiedlichen Perspektiven. Besonders bemerkenswert war die Atmosphäre in den Pausen, die von Esprit getragen war und nicht von erschöpften Gesichtern, wie es bei Kongressen manchmal der Fall ist. Es herrschte ein Gefühl von Gemeinschaft und gegenseitiger Unterstützung, das den Kongress zu einem besonderen und erinnerungswürdigen Erlebnis machte.

Palliativkongresse sind anders! Bitte seien Sie (wieder) dabei!

Hier die Highlights einiger Teilnehmer:innen:

  • Gesamtstimmung des Kongresses: Es war schön, weil es ein bisserl wie ein Familien-/Klassentreffen war. Weil die Palliativcommunity gleichzeitig klein und trotzdem ganz schön groß ist. Und weil alle so motiviert sind das Palliative Wissen voranzubringen und in die Welt zu befördern.
  • Der Workshop zum Thema Assistierter Suizid von Angelika Feichtner und Michael Halmich brachte uns auf den aktuellen Stand und offenbarte zahlreiche ungeklärte Bereiche, wie die grob geregelte Aufklärung der Ärzt:innen und das Fehlen von Daten zu assistierten Suiziden.
  • Eva Masels Liebeserklärung an Harvey Chochinovs Arbeit betont dessen Care-Konzept, das jedem in der Palliativpflege einen Weg bietet, umfassendes Leid anzugehen. You matter because you are you!
  • Eine Metaanalyse zeigte, dass Opioide bei chronischer Herzinsuffizienz keine signifikante Verbesserung, aber erhebliche Nebenwirkungen bringen. Weitere Studien sind notwendig, um potenzielle Nutznießende einer Opioidtherapie zu identifizieren.
  • Pharmakologie-Update von Elisabeth Steiner: Temesta expidet wird nicht in der Mundschleimhaut, sondern im Gastrointestinaltrakt resorbiert. DEPRESCRIBING, wo immer möglich!
  • Alpe-Adria-Sitzung über Palliativversorgung: Gemeinsam arbeiten wir an ähnlichen Stärken und Herausforderungen. Friedemann Nauck aus Göttingen hat eine Caring Community mitaufgebaut, die eine lokale Sorgenetzwerkstruktur unterstützt, um eine Kultur der Sorge aufzubauen.
  • Neuropalliation: Projekt Homecare ALS von Sarah Bublitz: Das Projekt ermöglicht Menschen mit ALS eine gute Betreuung zu Hause und schützt vor Übertherapie. Ein bedeutender Fortschritt.
  • Thomas Wienerroither über Verdrängung am Lebensende: Verdrängung ist ein unbewusster Prozess, der vor überfordernden Emotionen schützt. Wir sollten unseren Patient:innen die Möglichkeit geben, durch Beziehung ihre Verdrängungsmechanismen loszulassen.
  • Florian Mitter über die Integration der Palliativmedizin in die Notfallmedizin: Die Integration birgt Herausforderungen, wie die Entscheidung über Reanimation bei Patient:innen am Lebensende im Krankenhaus. Wünschenswert wäre, dass Patient:innen ihre Wünsche konkret formulieren.
  • Vortrag von Elisabeth Pinter zur Palliativen Nephrologie: Es bräuchte eine Arbeitsgruppe für Palliative Nephrologie, dem kann ich nur zustimmen.
  • Alpe-Adria Sitzung: Ich fand es spannend, dass alle überall ähnliche Probleme haben. Eine einheitliche europaweite Richtlinie für die unterschiedlichen Bereiche wäre toll. Natürlich sind alle Länder unterschiedlich weit, aber dann gibt es was, zu dem man hinarbeiten kann.
  • Die abschließende Sneak Preview war eine echt gute Idee. Wir haben sehr gelacht.

Die Posterpreise ergingen an:

F02: Palliative Care Wissen und Selbstwirksamkeit im Pflegekrankenhaus: Evaluierung der Schulungseffektivität durch den Bonner Palliativwissenstest mittels Pre-/Posttest
Präsentiert und entgegengenommen von Tamara Archan, BScN, MSc

F03: Strukturierte Dokumentation von Therapiezieländerungen: Verbesserungspotential in der palliativmedizinischen Betreuung
Präsentiert und entgegengenommen von Johanna Koinig-Trevino

P05: Wie erleben Schüler:innen die Auseinandersetzung mit Palliative Care? – Ergebnisse des Palliative Care goes School Projekts in Vorarlberg
Präsentiert von Dr. Otto Gehmacher, entgegengenommen von Dr. Häfele Gerhard in Vertretung

P12: Das „Konzept Klinik Landstraße“
Präsentiert und entgegengenommen von Dr.in med. Sabina Smajis

Zum Abstractbook


Wissenschaftspreis

Der mit 1000 € dotierte 1. Wissenschaftspreis der Österreichischen Palliativgesellschaft wurde an Univ. Prof.in Dr.in Piret Paal von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg für ihr umfassendes wissenschaftliches Werk im Bereich der Palliative Care verliehen.


Hans und Blanca Moser-Förderungspreis

Der mit 3000 € dotierte Hans und Blanca Moser-Förderungspreis auf dem Gebiet der Translationellen Krebsforschungen erging an Frau Dr.in Lea Kum von der Medizinischen Universität Wien für die im Journal Nutrients erschienene Publikation Kidney Function Worsening Is Linked to Parenteral-Nutrition-Dependent Survival in Palliative Care Patients.

Tobias Moretti - Eröffnungsvortrag

Weitere Impressionen finden Sie im internen Mitgliederbereich.