Pregabalin: unverzichtbar in der Palliativ- und Schmerzmedizin

Presseaussendung der OPG vom 27.3.2024


Zur APA-Presseaussendung der OPG: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240327_OTS0013/pregabalin-unverzichtbar-in-der-palliativ-und-schmerzmedizin

 

Unreflektierte Medienberichte über Pregabalin-assoziierte Todesfälle führen zur Verunsicherung von Patient:innen und Ärzt:innen

Wien (OTS) – In einem am 13. März 2024 von der SUNDAY TIMES publizierten Artikel wird das Arzneimittel Pregabalin für tausende Todesfälle in Großbritannien verantwortlich gemacht. Internationale Medien griffen das Thema auf und entfachten ein „Bashing gegen ein Medikament, das für uns in der Palliativ- und Schmerzmedizin unverzichtbar ist“, formuliert es OA Dr. Dietmar Weixler, MSc, Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG).

Verzicht auf Pregabalin wäre gefährlicher als eine kontrollierte, medizinisch indizierte Anwendung

„In dem erwähnten SUNDAY TIMES Artikel berichtete eine Frau über den tragischen Tod ihres Sohnes im englischen Suchtmilieu“, erklärt Weixler: „Der in der Zeitung zitierte wissenschaftliche Artikel von Nicola J Kalk aus 2022 (!) ist aus dem Bereich der forensischen Medizin und kann ohne detaillierte Interpretation heftig verunsichern. Die von uns bereits 2015 kritisierte Methodik, anhand von Blutspiegelmessungen an einem nicht repräsentativen Kollektiv von Leichen auf die Todesursache zu schließen, steht in krassem Konflikt mit der klinischen Praxis einer sorgfältigen Therapieplanung und
-kontrolle in der Palliativ- und Schmerzmedizin.“

Ein Verzicht auf Pregabalin aufgrund eines einzelnen Fallberichts aus der Drogenszene wäre nicht im Sinne der Patient:innensicherheit, argumentiert Weixler: „Im Gegenteil, das Medikament ist im Rahmen einer medizinisch indizierten und kontrollierten Anwendung essenzieller Bestandteil im Instrumentarium einer wirksamen Palliativ- und Schmerzmedizin.“

Unterstützung durch die Schmerzgesellschaft

Die Position der OPG wird von der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) unterstützt. Für ÖSG-Generalsekretär Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc, ist der Umgang mit dem Medikament im Rahmen seiner Palliativ- und Schmerztätigkeit tägliche Routine. Likar hat die Studien, die die Basis für das mediale Pregabalin-Bashing bilden, genau gelesen und hält deren Ergebnisse ebenfalls für „äußerst fragwürdig. Weder wurden demografische Daten oder Begleiterkrankungen erhoben, noch zwischen Schmerz- und Substitutionspatient:innen unterschieden worden.“ Die in den Studien beschriebenen toxischen Eigenschaften von Pregabalin wären in den Dosierungen, die in der Schmerzmedizin gegeben werden, nicht relevant, erläutert Likar. Hier folge man immer dem Motto „Start low, go slow!“, also mit niedriger Dosierung beginnen und langsam auftitrieren.

Auch für Likar wäre daher ein Verzicht auf dieses Medikament fatal: „Wir brauchen Pregabalin in der Schmerzmedizin. Neben der schmerzhemmenden Wirkung ist es auch angstlösend und verbessert die Schlafqualität. Zwei wichtige Eigenschaften, um die Lebensqualität chronischer Schmerzpatient:innen zu verbessern.“

Aufklärung und engmaschige Therapiekontrolle

Pregabalin gehört zur Arzneimittelgruppe der Antikonvulsiva und wurde ursprünglich zur Behandlung gegen Epilepsie zugelassen. Später wurde die Indikation auf die generalisierte Angststörung und Nervenschmerzen erweitert. In der Therapie dieser sogenannten neuropathischen Schmerzen gilt Pregabalin heute in Österreich als eines der wichtigsten und am häufigsten verordneten Medikamente.

Pregabalin sei fraglos ein Wirkstoff mit bedeutendem Nebenwirkungspotenzial, so Weixler abschließend: „Eine entsprechende Aufklärung und engmaschige Kontrolle der Patient:innen ist für verordnende und begleitende Ärzt:innen daher dringend geboten. Darauf zu verzichten wäre aus unserer Sicht jedoch völlig unverantwortlich.“

Rückfrage und Kontakt:
OA Dr. Dietmar Weixler, MSc,
Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG)
E-Mail: dietmar.weixler[at]horn.lknoe.at
Telefon: 01 40400 27520

Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc,
Generalsekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG)
E-Mail: rudolf.likar[at]kabeg.at
Telefon: 0463 538-34304